Zusammengefasst: Gemeinsam mit Start-ups Neues wagen

Bereits zum zweiten Mal hat das Institut für den öffentlichen Sektor e.V. ein Stimmungsbild zur Zusammenarbeit von Start-up und Verwaltung eingeholt – wir waren natürlich auch wieder mit dabei und haben es einmal zusammengefasst.

Deckblatt mit Start-ups Neues wagen

In 10 Fragen haben 64 Beschäftigte des öffentliches Sektors, 20 Start-ups und 25 weitere Personen von ihre bisherigen Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Start-up erzählt. Aufgrund der höheren Rücklaufquote aus dem öffentlichen Sektor stellt dieses Papier insbesondere die Verwaltungsperspektive dar.

Durchgeführt wurde die anonyme Online-Befragung vom wissenschaftlichen Leiter des Instituts für den öffentlichen Sektor, Prof. Dr. Gerhard Hammerschmid.

 

Lösungen und Wissen von Start-ups haben für den öffentlichen Sektor Relevanz, doch eine gewisse Skepsis bleibt

Rund drei Viertel der befragten Mitarbeiter:innen im öffentlichen Sektor schätzten die Lösungen und das Wissen von Start-ups für die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung als (sehr) relevant ein. So könnten sich 40 % der Befragten vorstellen das nächste Projekt gemeinsam mit Start-ups anzugehen. Weitere 40 % sind noch unsicher und nur 13 % lehnen dies ab. Als Grund sieht der Großteil wohl in der geringen Erprobung von innovativen Lösungen.

Einschätzungen aus dem öffentlichen Sektor:

„Es bedarf offener Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Führungskräfte, die bereit sind, neue Wege zu gehen.“

Damit neue Lösungen gemeinsam mit Start-ups umgesetzt werden, braucht es zuallererst Mut, neue Wege zu gehen. Dazu gehören eine neue Fehlerkultur und Menschen, die Lust auf Neues haben. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass eine Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Gründerszene zumeist dann entsteht, wenn sie von einer innovativen Amtsleitung gewollt und vorangetrieben wird.

 

Zusammenarbeit zwischen Staat und Start-ups nimmt zu

Während in der Befragung aus dem Jahr 2018 nur einige wenige Behörden angaben, bereits mit einem Start-up kooperiert zu haben, ist dieser Wert drei Jahre später auf 40 Prozent gestiegen. Knapp 30 Prozent sagten sogar, dass sie bereits mehrfach mit einem Start-up zusammengearbeitet haben. Basis für die Zusammenarbeit ist eine verstärkte Vernetzung der auf den ersten Blick so unterschiedlichen Akteure Staat und Start-up.

Hat ihre Verwaltung/ihr öffentliches unternehmen bereits mit einem start-up zusammengearbeitet (Geschäftsbeziehungen oder Kooperationen)?

Fragt man die Beschäftigten im öffentlichen Sektor nach den Erfahrungen in der Zusammenarbeit, stellt man fest, dass die Bewertungen überwiegend positiv sind. Mit dem Arbeits- oder Projektergebnis hat der Großteil gute bis sehr gute Erfahrungen gemacht. Nur ein Fünftel bewertet das Ergebnis als weniger gut oder schlecht.

Größten Erfahrungswert sehen die Mitarbeiter:innen in der innovativen Arbeit von Start-ups, während die Einhaltung von Zeit- und Projektplänen sowie die Verbindlichkeit der Absprachen von den öffentlich Beschäftigten deutlich kritischer bewertet werden.

 

Datenschutz und fehlende Rechtssicherheit als Hürden

Über die Hälfte der befragten Beschäftigten im öffentlichen Sektor erachtet nicht ausreichend angepasste Lösungen für die Verwaltung als großes Hindernis für die Zusammenarbeit (bspw. Datenschutzvorgaben). Mehr als drei Viertel sieht auch die fehlende Rechtssicherheit der Lösungen und Produkte von Start-ups als mittelgroßes oder großes Hindernis für eine Zusammenarbeit.

Während die Verwaltung selbst mehr Transparenz schaffen kann und z.B. über ihre jeweiligen Datenschutzanforderungen informiert, könnten neue Vergabeverfahren wie die „Innovationspartnerschaft“ Möglichkeiten bieten, Vertragsmodelle flexibler zu gestalten. So könnten bereits bestehende oder initial entwickelte Lösungen angepasst oder weiterentwickelt werden.

 

Öffentliche Ausschreibungen sollten Start-up freundlicher sein

Aus Perspektive von Start-ups zählt die Dauer des Beschaffungsprozesses zu den größten Herausforderungen und auch die gängigen Eignungskriterien bei Ausschreibungen werden von den Start-ups kritisiert. Dabei bietet das Vergaberecht durchaus Methoden und Werkzeuge, um eine Zusammenarbeit zu ermöglichen.

Möchte eine Verwaltung Angebote junger Unternehmen aus der Gründerszene erhalten, könnte sich die Ausschreibung so eher um die Lösung von Problemen drehen, als eine konkrete Lösung vorauszusetzen. Angepasste Eignungs- und Zuschlagskriterien, sowie ein smartes Vergabeverfahren könnte eine Zusammenarbeit von Start-ups und Verwaltung weiter unterstützen.

Zu ändernde vergaberechtliche Aspekte in der Zusammenarbeit mit Start-ups

Laut der Umfrage sind zwei Drittel dafür die Inhalte und Komplexität der Leistungsbeschreibungen anzupassen. So könnte nicht die Lösung sondern das Problem adressiert werden. Mehr als die Hälfte sieht Veränderungsmöglichkeiten in der Gewichtung und Auswahl der Kriterien für Eignung und Zuschlag, beispielsweise in dem mehr auf das Innovationspotential geachtet wird. Etwas weniger als die Hälfte sieht eine „smartere“ Verfahrens- und Vertragsgestaltung als möglichen Ansatz, wozu auch Vergabeverfahren wie die Innovationspartnerschaft zählen.

Meinung eines Start-ups:
„Man sollte die Ausschreibungsmodalitäten ändern, damit Start-ups gleichwertige Chancen haben.“

Neues wagen und voneinander profitieren

Will die öffentliche Verwaltung vom Innovationsgeist der Start-ups profitieren, so braucht sie Veränderungswillen und den Mut, vielleicht auch einmal zu scheitern. Sie sollte die Gründerszene im Rahmen von Markterkundungen (besser) kennenlernen und muss sich aktiv für die Zusammenarbeit einsetzen, zum Beispiel durch angepasste und beschleunigte Vergabe- und Beschaffungsprozesse.

Doch auch die Start-ups selbst sind gefordert. Das fehlende Verständnis der Start-ups für die Arbeitsweise der öffentlichen Verwaltung wird immerhin von mehr als zwei Drittel der öffentlich Beschäftigten als mittelgroßes oder großes Hindernis für die Zusammenarbeit genannt. Auch hier können mehr Vernetzung und Austausch helfen.

 

Gründerinnen und Gründer von GovTech-Start-ups und Beschäftigte in Behörden: ähnlicher, als man denkt

Im Rahmen einer vom Institut des öffentlichen Sektors betreuten Masterarbeit, wurde die Motivationen von Gründerinnen und Gründern von GovTech-Start-ups untersucht. Also jungen Technologieunternehmen, die Ihre digitalen Lösungen für den öffentlichen Sektor anbieten.

Die Ergebnisse zeigen, dass Beschäftigte des öffentlichen Sektors und GovTech-Gründerinnen und -Gründer durchaus Gemeinsamkeiten in ihrer Arbeitsmotivation aufweisen: Sie sind in ihren Tätigkeiten intrinsisch motiviert und wollen etwas Gutes für die Gesellschaft tun. Das Konzept der „Public Service Motivation“ (PSM) beschreibt eine besondere Form der Arbeitsmotivation, die vor allem Bediensteten des öffentlichen Sektors zugeschrieben wird. Die Studienarbeit konnte aber im Rahmen von Interviews auch bei GovTech- Start-ups Anhaltspunkte für PSM nachweisen, insbesondere in den Dimensio- nen „Gemeinwohlorientierung“ und „Altruismus“. So verfolge eine überwiegende Mehrheit der befragten Gründerinnen und Grün- der nicht nur ökonomische, sondern auch gesellschaftliche Interessen. Die Unternehmen seien vorwiegend aus einem gesellschaftlichen Problembewusst- sein gegründet worden,

 

Mehr zum Thema:

Auszug: Digitalisierung der öffentlichen Hand aus Start-up-Sicht

Herausgeber:

Institut für den öffentlichen Sektor e.V.
Klingelhöferstraße 18
10785 Berlin
www.publicgovernance.de

Foto von Jason Goodman auf Unsplash

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Über den Autor

Marcus Dawidjan

Marcus A. Dawidjan ist Mitgründer und Geschäftsführer von Stadt.Land.Netz und für die Bereiche Marketing & Kundenbetreuung zuständig.

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